Fluch oder Segen? Ein Veranstaltungsbericht

Ist das Web nun ein Fluch oder ein Segen für die Kunst? Im Zürcher Neumarkttheater diskutierten am Freitag 24. Mai Plattformbetreiber und Künstler im Rahmen einer Veranstaltung von suisseculture.

Schriftstellerinnen, Musiker und Filmschaffende fanden sich ein, hinzu kamen kleinere Verleger und Vertreter der Unternehmen Simfy, Deezer, Swisscom und Google. Nach Präsentationen zum Geschäftsmodell der vier genannten Unternehmen wurde in drei Gruppen zu den Themenbereichen Wort, Film und Musik heftig diskutiert. Näher kam man sich trotz der Reibungswärme kaum.

Gruppe Musik
Ausgangspunkt der Diskussion in der Gruppe Musik waren die geringen Einnahmen, die die Künstler von den Streaming-Plattformen erhalten. Gerade kleine Labels mit wenig  bekannten Künstlern oder lokalem Repertoire könnten von Download und Streaming nicht leben.

Die Vertreter der Streaming-Plattformen legten ihre Rechnung offen: 70% ihrer Einnahmen gingen an die Rechtsinhaber, davon der weitaus grösste Teil an die Labels, ein kleiner an die Urheberrechtsgesellschaften. Dass die Künstler so wenig erhielten, liege darum an den (Major-)Labels, deren Verträge mit den Künstlern intransparent. In diesem Punkt wurde die Diskussion beeinträchtigt durch das Fehlen von Julie Born (Sony) und Lorenz Haas (IFPI), die sich beide kurzfristig entschuldigt hatten. Die anwesenden Vertreter kleiner Label wehrten sich vehement gegen den Vorwurf der Intransparenz. Umgekehrt wurden die Streaminganbieter gefragt, weshalb sie höherer Preise verlangen. Antwort: Die Budgets der jungen Zielgruppe seien so knapp, dass diese bei höheren Preisen wieder abwandern würde.

Generell liess sich beobachten: Äussern die Kulturschaffenden ihr Unbehagen zum Umgang mit ihren Werken im Web, so werden sie oft mit Verweisen auf das Diktat des Marktes oder gesetzlichen Rahmenbedingungen abgewiegelt. Am offensten zeigte sich der Vertreter von Swisscom, der sich durchaus vorstellen kann, im Web stärkere Schranken zu illegalen Angeboten zu errichten. Voraussetzung dazu sind allerdings gesetzliche Änderungen, und diese können bekanntlich dauern.

Die Videos der Diskussionen und der abschliessenden Panelrunde werden demnächst aufgeschaltet auf KulturTV

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«SUISA, ihr macht einen super Job. Macht weiter so. Wir bleiben bei euch, wir bleiben euch treu, solange ihr uns die Kohle überweist.»